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Sieben Nächte, by Simon Strauß
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Pressestimmen
» Schon wenn man dieses Buch in die Hand nimmt, spürt man, dass es für Furore sorgen wird: es ist klein und kompakt und doch seltsam warmblütig, ein Manifest, schnell zu lesen, schwer zu vergessen. « (DIE ZEIT 2017-07-13)» Es ist ein Manifest für mehr Mut zum Pathos, für Sinnlichkeit, Offenheit, Begeisterung, Gegnerschaft und Streit und Tränen. « (Der SPIEGEL 2017-07-08)» Die Kraft mit der Simon Strauß sprachliche Bilder zeigt (...) ist einfach nur hin- und damit auch mitreißend! « (ZDF aspekte 2017-07-07)» Ein magischer, surrealer Essay über den Mut. « (WELT am Sonntag 2017-07-02)» Dieser junge Mann [Simon Strauß] hat auch wirklich ein vielversprechendes Potenzial. Er könnte die Stimme seiner Generation werden. « (Die WELT 2017-10-17)» (...) Simon Strauß' grandiosem Debüt ›Sieben Nächte‹, dem aktuellen Generationenroman der Endzwanziger schlechthin (...). « (der Freitag 2017-09-07)» Simon Strauß traut sich gemeinsam mit seiner Figur S. aus der schützenden Deckung der Ausrede Wir sind zu jung heraus, legt mit 30 Jahren ein Debüt vor, das sich sehen lassen kann. « (Freie Presse 2017-08-23)» Dieses Affektiv-Impulsive, dieses Verletzliche und Angreifbare macht den Reiz von ›Sieben Nächte‹ aus, das sich fragend hineinwirft ins Leben. « (Deutschlandfunk 2017-08-02)» Das literarische Talent Simon Strauß' steht völlig außer Frage und die Seiten seines Debüts verschlingt man. « (Buchkultur 2017-08-01)» Der Text ist wie die Mission seines Erzählers: hemmungslos geradeaus, ohne Netz und doppelten Boden. « (Rolling Stone 2017-07-27)
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Simon Strauß, geboren 1988 in Berlin, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Hospitanzen und eine Gastdramaturgie am Theater. Mitorganisator des Jungen Salons in Berlin. 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer althistorischen Arbeit über »Konzeptionen römischer Gesellschaft bei Theodor Mommsen und Matthias Gelzer«. Er lebt in Frankfurt, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Blumenbar; Auflage: 6. (8. Juli 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3351050410
ISBN-13: 978-3351050412
Größe und/oder Gewicht:
11,5 x 1,5 x 19 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
3.0 von 5 Sternen
61 Kundenrezensionen
Amazon Bestseller-Rang:
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In gewissem Sinne ist Sieben Nächte von Simon Strauss ein ziemlich witziges Buch.Zum Beispiel: Der zivilisationsmüde Protagonist soll sieben Tage mal so richtig durchsündigen. Und sündigt folgendermaßen: Bunjeejumping. In einem Restaurant Fleisch bestellen. Allein in seiner Wohnung herumsitzen. Zwei Euro (!) auf einen Geheimtipp beim Pferderennen setzen. In die Bibliothek gehen (!?!). Auf eine zahme Swingerparty gehen. Autofahren. Ganz ehrlich: Ich bin ein relativ besonnener, halbwegs zurückhaltender Mensch. Aber ich habe schon aus Versehen an einem Tag mehr „gesündigt“ als dieser Typ mit voller Absicht in einer ganzen Woche.Oder: Am Anfang des Rumgesündes steht ein Pakt mit einem „der ein Leben hat und auch einen Lauf“ (man nehme das auch als Beispiel für die eher täppische Art des Autors, mit Worten zu spielen – Katzen haben neun Leben und Hasen vier Läufe, möchte man ihm entgegenrufen) – und solche Pakte waren schon mehrfach absolute Höhepunkte literarischer Gestaltung. Fausts Pakt mit Mephisto, Iwan Karamasows mit seinem Teufel, der Adrian Leverkühns mit dem seinigen. Man muss eigentlich nur Goethe kopieren und kann wenig falsch machen. Simon Strauss aber gelingt der langweiligste Pakt der Literaturgeschichte: Yo, ham wir halt mal nen Pakt gemacht. Verpasst? Schon vorbei. Hier wie im gesamten Roman betreibt Strauß konsequentestes Tell, dont show.Oder: Dieser Roman über einen, der sich nach einem heroischen Zeitalters sehnt, der seine Mitmenschen gewaltsam zwingen will, Lyrik zu lesen, der Marinetti verehrt, nach einigen Anspielungen zu schließen auch Carl Schmitt, definitiv Gottfried Benn (zufällig vor allem Rechtsradikale...), ist in der wirklich nur denkbar langweiligsten Aufzähl-Manier verfasst. Erst geschah das, dann hab ich den gesehen, und dann muss ich euch noch erzählen was sich zu dem dem Thema denke. Null stilistischer Wagemut. Nicht einmal solcher, wie man ihn einem Charaktere zutrauen sollte, der nur davon träumt wagemutig zu sein. Strauss hat genau eines der Bücher geschrieben, über die sein Erzähler zwischendurch immer mal wieder lästert.Und dann sind da noch die unzähligen kleinen Widersprüche und Absurditäten. Da labert der Erzähler gerade noch etwas von Kampf und dem Einzelnen und wie er Gemeinschaft hasst, und dann skizziert er in seiner Utopie, in der er Tiere zu Richtern ernennen will (!) ansonsten vor allem einen gemütlichen Safe Space fürs angeregte Debattieren. Und jammert ein paar Seiten weiter, es gäbe keine Kameradschaft mehr.All das und noch viel mehr ist, wie gesagt, in gewissem Sinne ziemlich witzig. Oder: nicht ganz. Denn man wird das Gefühl nicht los, dass Simon Strauss das tatsächlich ernst meint. Dafür gibt es außertextliche Indizien: Die zahllosen Predigten, die der Erzähler im Mund führt und für die Geschichte höchstens schwächlicher Vorwand bleibtm decken sich auffallend mit von Strauß bekannten öffentlichen Äußerungen. Wichtiger aber sind die innertextlichen Hinweise: Distanzierungen finden nur habituell statt, also dadurch, dass der Erzähler immer und immer wieder und wieder und immer wieder und wieder und wieder und immer wieder darüber klagt, dass er nicht so heroisch sei, wie er gerne wäre, und dass die Welt so unheroisch sei, und dass man nicht zum Eigentlichen (TM – S.31) vorstoße. Die Selbstkritik bricht das Jammern über diese Zeit ohne Kampf nicht auf, sie erweitert das Jammern nur auf den Erzähler. Das Jammern ist der grundsätzliche Modus des Buches. Hätte Strauss wirklich witzig sein sollen, es hätte Techniken der erzählerischen Brechung gebraucht. So aber bleibt ein Witz, der sich selbst nicht als solchen zu erkennen scheint oder schlimmer: der sich erkennt und das sogleich wieder verdrängt, und das ist der ärmliche Bruder des Witzes: die Lächerlichkeit. Die geht so weit, dass das Cover von Sieben Nächte tatsächlich ein als Gemälde stilisiertes Foto des Autors mit ein bisschen wuscheligen Haaren ziert, während der gleiche Autor im Inneren des Buches mit halbwegs gepflegter Frisur abgebildet ist. Selbst die schamlose Selbstinszenierung wird zurückgenommen. Aber nur so weit, dass sie immer noch als Selbstinszenierung funktioniert, während man sich für den Fall, dass sich jemand darüber lustig macht, gerade so auf die Brechung zurückziehen kann. Abgesichert nach allen Seiten. Witz? Lächerlichkeit? Feigheit? Man müsste ein gänzlich neues Wort prägen, diese drei Möglichkeiten in Eines zu fassen – ein wenig Fremdscham sollte wenn möglich auch noch mit ausgedrückt werden.Gibt es etwas Positives zu sagen? Ein wenig: Strauß ist keiner dieser Jünger - Jünger, die den Meister so falsch verstehen, dass ihre Bücher sich lesen als hätte Heidegger einen Roman verbrochen, und man kann Sieben Nächte wirklich kaum vorwerfen, Propaganda für die „Neue Rechte“ zu machen, wie es bei Erscheinen des Buches manchmal geschah. Im Gegensatz zu den Werken Lewitscharows, Mosebachs oder des Vaters Strauss ist sieben Nächte zumindest halbwegs lesbar, der Fetisch der Eigentlichkeit erstarrt nicht zum Jargon. Einen wirklich guten Grund, den Roman zu lesen, außer dem, mitreden zu können, kann ich allerdings nicht nennen.Immerhin: der Text ist kurz.
Simon Strauß wurde 1988 in die kulturelle Elite Deutschlands hineingeboren. Sein Vater ist der populäre Autor und Dramatiker Botho Strauß, seine Mutter die Moderatorin und Autorin Manuela Reichart. Er studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge und promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bereits während seines Studiums arbeitete er als freier Journalist für die Baseler Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung, bei der er seit 2016 als Feuilleton-Redakteur im Theater-Ressort angestellt ist. 2017 veröffentlichte er seinen Debütroman „Sieben Nächte“ und löste damit eine hitzige Debatte aus. Das Buch unterstütze „die Agenda der Rechten“, wurde in der taz geurteilt. Als ich „Sieben Nächte“ zu lesen begann, wusste ich nichts von dessen Umstrittenheit. Ich wählte es aus, weil ich für eine Challenge ein Buch über die sieben Todsünden lesen sollte.Sein 30. Geburtstag naht. 30 werden – bedeutet das nicht, erwachsen zu werden, erwachsene Entscheidungen zu treffen? Hausbau, Baumpflanzung, Familiengründung. Von den wilden Zeiten Abschied nehmen. Nur war er niemals wild. Er war niemals rebellisch. Sein Leben wird vorbei sein, bevor er jemals richtig lebte. Doch ein wenig Zeit bleibt ihm noch. Ein wenig Zeit, um alles nachzuholen. Er will seine letzte Chance nutzen, der Angst vor dem Erwachsenwerden ins Gesicht lachen. In sieben Nächten will er die sieben Todsünden begehen. Sieben Mal um sieben Uhr über die Stränge schlagen, habsüchtig, neidisch, wollüstig, hochmütig, träge, zornig und maßlos sein. Intensität spüren, bevor es zu spät ist. Bevor ihn die graue Gewohnheit einholt. Bevor er 30 wird.Als ich nach der Lektüre von „Sieben Nächte“ von der darum kreisenden Debatte und der harschen Kritik, die sich Simon Strauß gefallen lassen musste, erfuhr und über das Buch nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass die unterstellte Lesart tatsächlich möglich ist. Es ist sehr männlich und sehr weiß. Das sollte niemanden überraschen, weil Strauß meinem Verständnis nach aus einem konservativen Umfeld stammt. Er ist vermutlich kein Rechtspopulist, aber sicher kein linker Revoluzzer. Letztendlich interessiert mich die ganze Aufregung allerdings nicht die Bohne, denn meiner Ansicht nach ist das Buch großer Murks. Da ich 1989 geboren wurde, sind Simon Strauß und ich Teil derselben Generation, doch da enden unsere Gemeinsamkeiten dankenswerterweise bereits. Ich fühle mich zutiefst beleidigt von der Aussage, „Sieben Nächte“ sei möglicherweise das Buch meiner Generation. Wisst ihr, was ich herauslas? Das pseudointellektuelle, selbstmitleidige Gejammer eines privilegierten jungen Mannes, der mit einem goldenen Löffel im Mund auf die Welt kam. Ich empfinde dieses Debüt als völlig überflüssiges Manifest, in dem Strauß seine kleinlichen Ängste vor Stillstand in seinem Leben schildert und sich darüber beklagt, offenbar niemals mutig, rebellisch, unangepasst und kreativ genug gewesen zu sein, um sich eine zufriedenstellende Identität zu erstreiten. Ich gestehe ihm seine Emotionen natürlich zu und ich kann verstehen, dass ihn die drohende nichtssagende Banalität seiner Existenz erschreckt. Ich halte ihn für einen Gefangenen seiner Wohlfühlzone. Doch ich kann nicht nachvollziehen, wieso er unfähig ist, etwas zu ändern und sein Leben aufregend, abwechslungsreich und lebendig zu gestalten. Der 30. Geburtstag ist nun wahrlich kein Todesurteil. Die sehr frühe Midlife-Crisis, die Strauß hier dokumentiert, wirkte auf mich unangebracht und vollkommen übertrieben. Wir leben in komplett unterschiedlichen Dimensionen. Ich glaube, er musste niemals kämpfen, niemals Dreck schlucken und wieder aufstehen. Seine nominell beeindruckende Biografie scheint eine kuschlig weiche Abfolge von Annehmlichkeiten gewesen zu sein, die einem festen Plan gehorchte. Er nahm niemals Umwege, Abkürzungen oder unebene Trampelpfade. Wer niemals kämpfen muss, findet auch nie heraus, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Sein diffuser Wunsch, Intensität und Leidenschaft zu erfahren, ist ungerichtet. Daher weiß er sich nicht anders zu helfen, als die sieben Todsünden auszuführen, um auszubrechen. Diese Taktik scheitert selbstverständlich kläglich, denn er weiß überhaupt nicht, was ihn berühren könnte und interpretiert die Sünden zahm und viel zu beherrscht. Er schlägt eben nicht über die Stränge, er wagt nichts. Mir wären da ganz andere Möglichkeiten eingefallen. Ihm fehlen Fantasie und der Kontakt zu seinem inneren Kind. Ich respektiere, dass Strauß ein sehr reflektierter Mensch ist. Viele seiner gesellschaftlichen Überlegungen, die er in „Sieben Nächte“ anstellt, enthalten eine Menge Wahrheit. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er über das Wundersame, das Magische im Alltäglichen zu staunen vermag. Er ist ein ewig Suchender, der weder Zufriedenheit noch Glück findet, weil er dem konservativen Märchen des perfekten Lebenslaufs erlegen ist.Ich bedauere Simon Strauß. Statt sich auf alles zu freuen, was ihn in seiner Zukunft erwartet, ängstigt ihn sein 30. Geburtstag. Er trauert der Idee einer Vergangenheit nach, die er niemals hatte. Ich hoffe sehr, dass seine Gefühle in meiner Generation nicht allzu verbreitet sind. Das wäre tragisch. Ich teile seine Sorgen glücklicherweise nicht. Ich fürchte mich nicht davor, 30 zu werden, denn ich begreife Erwachsenwerden völlig anders. Es ist ein nie endender Prozess; man ist nicht von heute auf morgen erwachsen. Es existiert keine Reifeprüfung. Ich kann über Strauß‘ egozentrische Identitätskrise nur den Kopf schütteln. Ich erkenne mich weder in ihm, noch in seinem „Problem“ wieder. „Sieben Nächte“ ist meiner Meinung nach die Dokumentation seiner emotionalen Taubheit und seiner Unfähigkeit, sich von gesellschaftlichen Normen zu befreien. Sein Leben war schnurgerade. Er erreichte bereits in jungen Jahren viel. Aber offenbar hat er nie gelebt.
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